Prof. Dr. Dr. Sigurd Hofmann (74) startete 1974 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der GSI und stieg bis zum Leiter der Experimente zur Erzeugung neuer Elemente auf. Seit er 2009 in Rente ging, ist er als Gastforscher tätig. Im Teilchenbeschleuniger werden Elemente auf eine Zielscheibe mit einem anderen Element geschossen.

Prof. Dr. Dr. Sigurd Hofmann (74) startete 1974 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der GSI und stieg bis zum Leiter der Experimente zur Erzeugung neuer Elemente auf. Seit er 2009 in Rente ging, ist er als Gastforscher tätig. Im Teilchenbeschleuniger werden Elemente auf eine Zielscheibe mit einem anderen Element geschossen.

In meinem Element

»So entdeckten wir Darmstadtium«

Lesezeit 1 Minuten

PROTOKOLLNADINE NÖSLER

FOTOGRAFIEBASTIAN WERNER

Kernphysiker erzeugen aus bekannten Elementen neue. Wir wollen den Aufbau von Materie verstehen und so die Entwicklung des Universums. Bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung, der GSI, schießen wir in einem Teilchenbeschleuniger zwei Atomkerne mit einer Geschwindigkeit von 30.000 Kilometern pro Sekunde aufeinander. Durch die Fusion der Kerne entsteht ein neues, zuvor unbekanntes Element, das wir mit einem Separator herausfiltern und anschließend untersuchen. Der Nachweis ist kompliziert: Die neuen Elemente sind instabil und zerfallen im Bruchteil einer Sekunde. Daher muss ich die Energie, mit der die Atomkerne abgeschossen werden, genau berechnen und die Geräte darauf einstellen. In den Achtzigern haben wir drei Elemente entdeckt, allerdings mussten wir danach zehn Jahre Entwicklungsarbeit in die Nachweismethode stecken. Ob ich da mal die Geduld verloren habe? Auf keinen Fall! Es war ja immer viel zu tun. Und wir hatten ein klares Ziel vor Augen: das nächste Element sicher belegen zu können. Das ist uns dann auch gelungen.

An den Tag, an dem wir Element 110 nachweisen konnten, werde ich mich immer erinnern: Zwei Kollegen und ich waren allein am Experiment. Wir besprachen die vorliegenden Messungen – und da war der Nachweis! Die Anzahl der Protonen im Atomkern des entstandenen Elements stimmte. Eigent­lich will man so eine Entdeckung sofort bekannt geben. Aber dann hätten wir keine Zeit gehabt, ein Paper zu schreiben. Also haben wir dichtgehalten und sofort losgelegt. Um drei Uhr nachts waren wir fertig und haben den Bericht unseren Kollegen auf den Schreibtisch gelegt. Die haben am nächsten Morgen vielleicht gestaunt! Durch unsere präzisen Berechnungen konnten wir dann zügig zwei weitere Elemente nachweisen. Besonders stolz bin ich darauf, dass unser Team diesen Elementen Namen geben durfte. Das Element 110 haben wir auf meinen Vorschlag hin Darmstadtium genannt – zum Dank an die Stadt, in der ich studiert habe und seit 45 Jahren meiner Leidenschaft nachgehe.

ERSCHEINUNGSTERMIN

05. März 2019

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