Warum chemisches Recycling?

Lesezeit 2 Minuten

Raffaele Giovinazzi, Experte für chemisches Recycling im Polymer-Team von IKEA, über das PET-Recycling, die Rolle von Evonik und die Aussichten für die Technologie

ERSCHEINUNGSTERMIN16. Juli 2021

VonDenis Dilba

Herr Giovinazzi, warum beschäftigt sich IKEA mit dem Thema chemisches Recycling?

Der wichtigste Grund ist die klare Perspektive einer nachhaltigen Kunststoff-Kreislaufwirtschaft. Das passt sehr gut zu unserem Plan, möglichst schnell ein wirklich nachhaltiges Geschäftsmodell zu etablieren. Eines unserer ambitionierten Ziele ist es, bis 2030 für alle relevanten Produkte ausschließlich erneuerbare und recycelte Materialien zu verwenden. Das chemische Recycling ist eine der Technologien, die uns helfen werden, das zu erreichen, da mit ihr eine große Menge an heute noch nicht recycelbaren Rohstoffen wiederverwendet werden kann.

Haben Sie schon bestimmte Verfahren im Auge?

Wir setzen viel PET ein, zum Beispiel für Textilien und als Füllfasern für Kissen, Steppdecken oder Stofftiere. Daher haben wir eine umfassende Analyse zu allen möglichen Verfahren des chemischen Recyclings von PET durchgeführt. Hydrolyse, Glykolyse, Methanolyse – um nur einige zu nennen. Aber wir haben keinen klaren Gewinner gekürt.

„Wir müssen eine Bewegung für diese Technologie schaffen“

Raffaele Giovinazzi, Experte für chemisches Recycling im Polymer-Team von IKEA

Welche Rolle können und sollten Unternehmen wie Evonik bei der Etablierung von Technologien zum chemischen Recycling spielen?

Die Rolle von Evonik ist es sicherlich, die Verfahren und deren Kommerzialisierung voranzutreiben – durch eigene Entwicklung und indem das Unternehmen nah an entsprechenden Start-ups und Technologieanbietern dran ist und sie unterstützt. Wichtig ist auch, dass Evonik aktiv auf dem Markt zeigt, dass man das chemische Recycling entwickelt und voll dahintersteht, weil wir eine Bewegung für diese Technologie schaffen müssen.

Wie werden sich Technologien zum chemischen Recycling Ihrer Einschätzung nach entwickeln?

In den vergangenen Jahren – und zuletzt verstärkt in der Coronapandemie – hat das Interesse an dem Thema stark zugenommen. Dabei gibt es die meisten Technologien schon seit mehr als 20 Jahren. Der Schlüssel zum Durchbruch des chemischen Recyclings wird die zuverlässige Verfügbarkeit großer dafür nutzbarer Polymer-Stoffströme sein. Die Sicherheit, verlässlich preisstabiles Recyclingmaterial nutzen zu können, ist die wichtigste Voraussetzung zum Bau einer millionenteuren industriellen Anlage. Die gesamte Branche freut sich über regulatorische Unterstützung wie durch den Green Deal der EU. Aber da kann und darf noch mehr passieren.

Fotos: iStockphoto, Ikea

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