Christian Kullmann ist Vorsitzender des Vorstands von Evonik.

Christian Kullmann ist Vorsitzender des Vorstands von Evonik.

Innovationen statt Verbote

Lesezeit 5 Minuten

Ökonomischer Erfolg und Umweltschutz sind kein Widerspruch. Auf dem Weg zu einer nach­haltigen Wirtschaft brauchen wir keine neuen Verbote und keinen symbolischen ­Verzicht. Wir brauchen mehr Innovation. Und die kommt vor allem von uns.

Von Christian Kullmann

In den sozialen Netzwerken, auf der Straße und natürlich in den Medien: Die gesellschaftliche Debatte um Klimawandel und Klimakrise ist allgegenwärtig – und sie wird mit zunehmend verhärteten Fronten geführt. Der gemeinsame Nenner ist dabei der denkbar kleinste: Natürlich wollen wir alle einen lebenswerten Planeten für unsere Nachkommen erhalten.

Doch statt mit sachlichen Argumenten zu diskutieren, wird ein Kampf zwischen Natur und Industrie heraufbeschworen. Das bringt uns nicht voran, sondern führt allenfalls zu symbolischen Handlungen und Bekenntnis-Weltmeisterschaften. Darunter leidet das Vertrauen in die Politik und in die Industrie gleichermaßen. Das ist kontra­produktiv, denn gerade die Chemieindustrie ist ein Schlüsselfaktor auf dem Weg zu mehr Klimaschutz.

Wir brauchen nicht immer neue Verbote und immer mehr Verzicht. Wir brauchen eine Politik, die Innovationen bestmöglich fördert. Wenn wir in Deutschland nicht zeigen, dass Umwelt- und Klimaschutz mit wirtschaftlichem Wachstum und gesellschaftlichem Wohlstand Hand in Hand ­gehen, verlieren wir. Ohne die chemische Industrie werden die Ziele des Pariser Klima­abkommens jedenfalls nicht zu er­reichen sein. Kein Windrad dreht sich ohne unsere Technologie, kein Elektroauto fährt ohne unsere Produkte. Wir sind die Ingenieure der Zukunft.

Evonik ist treibende Kraft

Wer stets Verzicht predigt und Veränderungen mit Verboten erreichen will, wird nie eine globale Vorreiterrolle einnehmen. Während die Staatengemeinschaft noch über Klimaschutzmaßnahmen diskutiert, handeln viele Unternehmen längst. Bei Evonik wollen wir Treiber bei der Lösung drängender Zukunftsfragen sein. Unsere Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie setzen wir deshalb konsequent um. Das Ziel, das wir uns gesteckt haben, ist ambitionierter als der Plan der Bundesregierung für ganz Deutschland: Zwischen 2008 und 2025 wird Evonik die absoluten Emissionen halbieren und gleichzeitig den Umsatz mit nachhaltigen Produkten deutlich steigern.

»Kein Windrad dreht sich ohne unsere Technologie, kein Elektroauto fährt ohne unsere Produkte. Wir sind die Ingenieure der Zukunft«

Produkte, die in der Anwendung nachweislich einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und verbesserter Ressourceneffizienz leisten, tragen bereits heute mehr als die Hälfte zum Umsatz von Evonik bei. Additive von Evonik machen Windkraft- und Solaranlagen leistungsfähig und langlebig. Silizium­dioxid von Evonik verbessert die Dämmung von Häusern. Materialien von Evonik, die in Separatoren und Kathoden stecken, machen Batterien für Elektroautos effizienter und sicherer.

CO2 nutzbar machen

Die chemische Industrie braucht viel Energie. Eine vollständige Umstellung der Versorgung auf CO2-neutrale, elektrische Energie ist allerdings nur theoretisch möglich. In der Realität ist grüner Strom in den Mengen, die die chemische Produktion benötigt, weder verfügbar noch bezahlbar. Deshalb arbeiten wir an alternativen Lösungen: sowohl für unsere eigenen Prozesse und die Produkte unserer Kunden als auch für die Frage, was mit dem emittierten Kohlendioxid passieren soll.

Wir wollen CO2-Emissionen nicht nur reduzieren, sondern sie als Rohstoff nutzbar machen. Gemeinsam mit Siemens forscht Evonik an Elektrolyse- und Fermentationsprozessen, die künstliche Fotosynthese ermöglichen. So produzieren wir Chemikalien mithilfe von CO2, Ökostrom und Bakterien – eine Technologie, die in Zukunft überall installiert werden könnte, wo CO2 anfällt.

Investitionen in Forschung und Entwicklung sind ebenso unverzichtbar wie Kooperationen über Branchengrenzen hinweg. Wer den Verkäufer von E-Autos feiert und zugleich die Branche verteufelt, die den Bau solcher Autos erst ermöglicht, dem mangelt es am nötigen Verständnis für Wertschöpfungsketten.

Kunden und Investoren fordern Wachstum von uns. Auch im globalen Wettbewerb können wir nur bestehen, wenn wir wachsen und profitabel sind. Daher dürfen sich Umweltschutz und Nachhaltigkeit einerseits und Wachstum und Profitabilität andererseits nicht ausschließen. Die gute Nachricht: Das tun sie nicht. Zukunftsfähigkeit ist schon immer unser Geschäft gewesen.

An morgen zu denken bedeutet, die Umwelt genauso im Blick zu behalten wie den Wohlstand unserer Kinder und Enkel. Dabei gilt es, neben ökologischen Aspekten auch die Sozialverträglichkeit von Veränderungsprozessen zu berücksichtigen. Denn nur wenn am Ende Planet, Menschen und Wirtschaft gleichermaßen profitieren, ist es wirklich nachhaltig.

Gemeinsam zum Ziel

Wir können mit unseren Kompetenzen viel zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen. Solange es jedoch nicht genügend Ökostrom zu wettbewerbsfähigen Preisen gibt und wir weiter an der Nutzung alternativer Rohstoffe forschen, lehnen wir Trennlinien und Bevormundung ab. Wir brauchen das Vertrauen der Bevölkerung ebenso wie die Unterstützung der Politik. Nur gemeinsam wird es uns gelingen, mit Innovationen nachhaltiges Wirtschaften noch attraktiver zu machen – und nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Foto: Bernd Brundert/Evonik

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