„Wir können nicht alle Ideen selbst haben.“
Dr. Harald Büttner, Leiter des Technology Scouting bei der Beiersdorf AG, setzt auf offene Innovation. So kann sein Unternehmen auf dem Know-how der Zulieferer aufbauen und von anderen Branchen lernen – wie etwa der Bauindustrie.
Herr Büttner, wo haben Sie zuletzt nach neuen Ideen gesucht?
Ich komme gerade zurück aus Japan von einem Kongress und einer Messe zu fermentativen Produktionsverfahren und zugehörigen Rohstoffen und Produkten. Die Japaner und Koreaner sind da traditionell stark, und ich bin mir sicher, dass das für unsere Branche wichtig wird.
Wie wichtig ist Open Innovation für Beiersdorf und warum?
Wir können nicht alle Ideen selbst haben. Es lohnt sich immens, Technologien ganz breit zu screenen – auch außerhalb der Kosmetikbranche.
Haben Sie ein Beispiel?
Denken Sie an das Problem der Aluminium-Substitution in Anti-Transpirantien. Dabei geht es im Wesentlichen um die Frage, wie wir Schweißdrüsen verschließen können. Vielleicht lohnt es ja zu schauen, wie andere mit feinen Poren und Kapillaren umgehen. Wie macht das etwa die Bauindustrie oder der Lackhersteller? Können wir da etwas lernen?
Was suchen Sie über Ihre Open-Innovation-Plattform Trusted Network?
Wir wenden uns mit ganz konkreten Fragestellungen an registrierte Partner. Das können Unis und Forschungseinrichtungen sein, aber auch einzelne Personen oder unsere Zulieferer. Trusted Network ist aber nur einer von vielen Kanälen, die wir nutzen.
Ist das neu für die Branche?
In unterschiedlicher Ausprägung machen das inzwischen praktisch alle Wettbewerber. Aber insgesamt hat sich unsere Branche schwerer getan als andere. Es dominierte lange eine gewisse Geheimniskrämerei, weil unser Know-how sehr viel wert ist und die Einstiegsbarrieren relativ niedrig sind.
Worauf kommt es an, wenn Open Innovation funktionieren soll?
Es braucht eine absolut vertrauensvolle Zusammenarbeit. Mit Evonik verbindet uns die schon seit Jahrzehnten.
Haben Sie keine Bedenken, wenn Zulieferer immer mehr Know-how über Ihr Geschäft sammeln?
Nein, wir profitieren doch davon, dass Zulieferer mit ausgereiften Ideen zu uns kommen, auf die wir dann unser eigenes Know- how anwenden können. Dadurch entstehen Differenzierung und neue Eigenschaften für den Kunden. Hinzu kommt am Ende unser weltbekanntes Markenportfolio mit Nivea an der Spitze.
Fotos: Getty Images (6), 17 Franklin Thompson/Gallery Stock, W2 photograpy/stocksy.com
ERSCHEINUNGSTERMIN
10. Oktober 2018

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