Ewige Jugend

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Können wir uns in Zukunft einfach ein paar zusätzliche Lebensmonate oder gar Jahre anfuttern? Gut möglich – die Suche nach wirksamen Anti-Aging-Nahrungsergänzungsmitteln hat vielversprechende Kandidaten hervorgebracht.

ERSCHEINUNGSTERMIN01. August 2022

TextBjörn Theis

Björn Theis leitet die Abteilung Foresight der Evonik-Innovationseinheit Creavis. Seine ELEMENTS-Kolumne erscheint regelmäßig auf elements.evonik.de.

Anti-Aging-Produkte liegen im Trend – und immer stärker richten Wissenschaftler ihr Augenmerk auf Nahrungsmittel, die ein längeres und aktiveres Leben ermöglichen. Zahlreiche Forschungsprojekte beschäftigen sich zum Beispiel mit sogenannten Senolytika. Diese Wirkstoffe fördern im Körper Prozesse, die den Alterungsprozess verlangsamen. Evonik hat sich mit dem Nahrungsergänzungsmittel Medox bereits in einem Markt platziert, der auf Gesundheit und Wohlbefinden zielt – und will künftig noch tiefer in dieses Thema einsteigen.

Die Sehnsucht nach dem ewigen Leben ist so alt wie die Menschheit. Bereits im Gilgamesch-Epos, einer der ältesten schriftlichen Überlieferungen menschlicher Dichtkunst aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus, macht sich König Gilgamesch, auf, um ein Kraut zu finden, das den Tod abwendet. Rund 1200 Jahre später berichtet Homer von Ambrosia, einer unsterblich machenden Speise, die den Göttern der Antike vorbehalten war. Und im dritten Jahrhundert vor Christus entsendet der erste chinesischen Kaiser Qin Shihuangdi seinen Hofmagier Xu Fu, um ein Kraut gegen das Altern zu finden.

DAS DORF DER HUNDERTJÄHRIGEN

Alles Streben nach ewigem Leben ist erfolglos geblieben, doch es brachte wertvolle Erkenntnisse: 1878 entdeckte der Engländer John Biddulph das im Himalaya versteckte Königreich der Hunza, wo viele Menschen 100 Jahre und älter wurden. Ursache hierfür war keine göttliche Ambrosia, sondern eine profane Diät aus getrockneten Nüssen und Früchten. Von dieser Ernährungsweise hörte auch der österreichische Arzt Maximilian Bircher-Benner, der daraufhin das Bircher Müsli erfand.

Erstmals brachte man ein langes Leben mit spezieller Ernährung in Verbindung. Etwa ein Jahrhundert später fand sich ein weiterer Beleg für diesen Zusammenhang. In den südchinesischen Provinzen Guizhou, Sichuan und Guangxi beobachteten Wissenschaftler einen außergewöhnlich hohen Anteil von Menschen über 100 Jahre. Untersuchungen ergaben, dass wohl Jiaoguan, aus dem sich die Menschen hier einen Tee brauen, für das längere Leben verantwortlich ist: Diesem „Kraut der Unsterblichkeit“, das aus der Familie der Kürbisgewächse stammt, werden zahlreiche positive Wirkungen zugesprochen. Es soll Stress abbauen, den Blutzucker senken sowie das Herz und das Immunsystem stärken.

GEZIELTER ZELLTOD

Dank solcher Funde ist man heute sicher, dass die Ernährung einen zentralen Einfluss auf Alterungsprozesse hat. Weltweit suchen Forscherinnen und Forscher nach Nährstoffen, die unser Leben verlängern. An der University of Minnesota etwa werden wird die Wirkung sogenannter Flavonoide erforscht. Sie stellen einen Großteil der Blütenfarbstoffe und spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel vieler Pflanzen. Hierbei stießen die Wissenschaftler auf Fisetin. Der gelbliche Stoff kommt im Perückenstrauch vor, aber auch in Äpfeln, Trauben, Gurken und Erdbeeren. Wissenschaftler vermuten, dass Fisetin ein potentes Senoyltikum ist und den Suizid geschädigter Zellen veranlasst, die ansonsten zu Entzündungen führen und Alterungsprozesse verursachen.

Neben Fisetin gibt weitere aussichtsreiche Senolytika-Kandidaten, wie beispielsweise Quercetin, ebenfalls ein Flavonoid, welches aus Äpfeln, Zwiebel oder Knoblauch gewonnen werden kann, oder die Alkaloide Piperlongumin, das in einer Pfefferpflanze aus Südostasien vorkommt, oder Berberin, einem Inhaltsstoff der Berberitze. Keiner dieser Wirkstoffe wird uns Unsterblichkeit bringen. Allerdings scheint es, dass sie ein längeres und gesünderes Leben ermöglichen könnten. Ein guter Grund für das Foresight-Team der Creavis sich mit diesen Substanzen zu beschäftigen. So zielt der Inkubationscluster „Prevention & Wellbeing“ der Creavis darauf ab, neue gesundheitsfördernde Produkte zu entwickeln.

Foto: bpk | Scala

Illustration: Oriana Fenwick / Kombinatrotweiss mit Fotovorlage von Karsten Bootmann / Evonik

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